Zu erzählen, warum ich am Sonntag trotz einem Höchstmaß
an Konzentration und dem FAKT, dass ich 30 Minuten zu früh am Staatstheater Darmstadt war, dass ich trotzdem zu spät kam und zwar so spät - obwohl ich, wie gesagt, schon seit einer halben Stunde da war - dass ich ALS EINZIGE in den bereits geschlossenen Saal hineingeführt werden musste, in dem mein Herr und Meister zu seinem Fünfzigsten geehrt wurde (23 Bücher geschrieben) - so dass ich ALLES aufstörte (nicht zu reden davon, dass ich kein Geld dabei hatte, weil ich auf die grandiose Idee gekommen war, mein neues braunes Portemonnaie, das ich in Ettlingen gekauft hatte, passend zu meinem Outfit einzuweihen (braun-beige-gedeckt), dann aber in der Mitte des Umpackens von meinem schwarzen ins braune Portemonnaie keine Lust mehr hatte zu der Aktion und alles zurückpackte ins alte Portemonnaie; alles bis aufs Geld, das ich mir dann von der Concierge leihen musste, weils mir für den Eintritt fehlte; da die Veranstaltung von 4 Schauspielern bestritten wurde und deshalb was kostete) - wäre zu lang. Es hatte viel mit dem Staatstheater als unübersichtlicher Baustelle und mit chaotischen Bauzäunen zu tun. Das alles mit extrazusammengebissenen Zähnen, weil Zeitumstellung war; an so einem Sonntagmorgen, der nach im-Bett-bleiben SCHRIE, musste ich los: Literaturbetrieb. Der Literaturbetrieb macht mich wahn-sin-nig, verrückt, ich halte das nicht aus, es strengt mich an, ich weiß nicht, woher die anderen immer das angeregte Getue haben - ich fahre mit zusammengebissenen Zähnen hin und fahre mit zusammengebissenen Zähnen zurück. Als Zuhörer, wie viel noch mehr als Vorlesende (zu der die anderen mit zusammengebissenen Zähnen fahren und sich fragen, wie lange wird das Ungeheuer jetzt lesen).
Lyriker haben die Tendenz, uneingedenk ihrer Zuhörer, die im Publikum sitzen und sich die Hände reiben, dass der Dichter nur 5 Gedichte lesen wird, ganze GedichtZYKLEN vorzutragen und machen es dann gern noch mit Musik untermalt, in Darmstadt eine Cellistin und eine Klavierspielerin, von denen alle hoffen, dass sie krank und abkömmlich sind, aber nein, quietschfidel stehen die auf der Bühne und wollen einen auch noch mit ihrem Kram glücklich machen (sie nennen das PAUSE vom Lesen). Und Prosaiker lesen die lange Version ihrer Geschichten, damit man als Zuhörer schön in den Rhythmus ihrer Sprache reinkommt.
Morgen muss ich also selber da durch, es gibt kein Pardon mehr, seit drei Jahren drück ich mich in Mainz davor, die haben mich noch nie lesen hören, aber nun bin ich dran, in Darmstadt wird nicht geschlunzt, in Darmstadt wird gelesen. Was ein Nerv - du liest einem Publikum deinen Text vor und bemerkst dabei all die Fehler, die du nicht gesehn hast, wirst (verständlicherweise) aggressiv und böse und hasst das Publikum und liest schließlich mit dem Rücken zu ihnen, worauf sie dich (zu Recht) zurückhassen und es ist für alle Seiten ein Abend, völlig im Eimer. Dem Thomas Bernhard gings ja dauernd so mit seinen Lesungen, er hats gehasst und die Leute gehasst und hasserfüllt vorgelesen.
Gut. Vorhin bin ich mit Märtyrermiene und zwei Kurzkrimis (Motto: Der Trend geht weg von der Leiche - weder hab ich eine noch hab ich eine in der anderen Geschichte) in den Rabengrund gefahren - Wiesbadener Naherholungsstadtwald mit Wiesen (WIESbaden); hier haben sich früher Duellanten erschossen - und hab den Kröten, die da gerade rumwandern, laut vorgelesen.
Und komme - surprise, surprise - mit lauter guten Nachrichten zurück (wie immer, wenn man voller Vorurteile steckt). Nummer Eins: 10 Minuten brauche ich pro Geschichte, es sind zwei Vierseiter. Die Leute können mir also gar nicht ins Koma fallen. Nummer Zwei: Man kann Fehler beim Lesen ausbügeln und der Zuhörer merkts gar nicht, weil er hat ja den Text nicht vor sich. Nummer Drei: Und lesen an sich geht auch.
Schwierig: Ich glaube, ich will im Gehen lesen. Das heißt, es müssen alle aufstehen und mit mir kommen und dann gehen wir durch Darmstadt und ich lese vor.
*lacht
Okay, das wird nicht gehen, obwohl es mir am Liebsten wäre. Aber ich sollte nicht bei meiner ersten Lesung gleich das Rad neu erfinden wollen und werde mich wie jeder normale Mensch ans Pult setzen.
Qualvoll! Beim Unterricht marschiere ich auch immer auf und ab.
*strafft sich
**lange Geschichte
Lyriker haben die Tendenz, uneingedenk ihrer Zuhörer, die im Publikum sitzen und sich die Hände reiben, dass der Dichter nur 5 Gedichte lesen wird, ganze GedichtZYKLEN vorzutragen und machen es dann gern noch mit Musik untermalt, in Darmstadt eine Cellistin und eine Klavierspielerin, von denen alle hoffen, dass sie krank und abkömmlich sind, aber nein, quietschfidel stehen die auf der Bühne und wollen einen auch noch mit ihrem Kram glücklich machen (sie nennen das PAUSE vom Lesen). Und Prosaiker lesen die lange Version ihrer Geschichten, damit man als Zuhörer schön in den Rhythmus ihrer Sprache reinkommt.
Morgen muss ich also selber da durch, es gibt kein Pardon mehr, seit drei Jahren drück ich mich in Mainz davor, die haben mich noch nie lesen hören, aber nun bin ich dran, in Darmstadt wird nicht geschlunzt, in Darmstadt wird gelesen. Was ein Nerv - du liest einem Publikum deinen Text vor und bemerkst dabei all die Fehler, die du nicht gesehn hast, wirst (verständlicherweise) aggressiv und böse und hasst das Publikum und liest schließlich mit dem Rücken zu ihnen, worauf sie dich (zu Recht) zurückhassen und es ist für alle Seiten ein Abend, völlig im Eimer. Dem Thomas Bernhard gings ja dauernd so mit seinen Lesungen, er hats gehasst und die Leute gehasst und hasserfüllt vorgelesen.
Gut. Vorhin bin ich mit Märtyrermiene und zwei Kurzkrimis (Motto: Der Trend geht weg von der Leiche - weder hab ich eine noch hab ich eine in der anderen Geschichte) in den Rabengrund gefahren - Wiesbadener Naherholungsstadtwald mit Wiesen (WIESbaden); hier haben sich früher Duellanten erschossen - und hab den Kröten, die da gerade rumwandern, laut vorgelesen.
Und komme - surprise, surprise - mit lauter guten Nachrichten zurück (wie immer, wenn man voller Vorurteile steckt). Nummer Eins: 10 Minuten brauche ich pro Geschichte, es sind zwei Vierseiter. Die Leute können mir also gar nicht ins Koma fallen. Nummer Zwei: Man kann Fehler beim Lesen ausbügeln und der Zuhörer merkts gar nicht, weil er hat ja den Text nicht vor sich. Nummer Drei: Und lesen an sich geht auch.
Schwierig: Ich glaube, ich will im Gehen lesen. Das heißt, es müssen alle aufstehen und mit mir kommen und dann gehen wir durch Darmstadt und ich lese vor.
*lacht
Okay, das wird nicht gehen, obwohl es mir am Liebsten wäre. Aber ich sollte nicht bei meiner ersten Lesung gleich das Rad neu erfinden wollen und werde mich wie jeder normale Mensch ans Pult setzen.
Qualvoll! Beim Unterricht marschiere ich auch immer auf und ab.
*strafft sich
**lange Geschichte
Anobella - 27. Mär, 18:02
sie werden dich