kurzgeschichte!
kennern von anobellas welt ist der fußballsermon bekannt, nur zur warnung. aber es ist nicht so lang ... *beruhigt ... spielt in berlin ...
Keep in touch
Ich hab Glück mit meinen Leuten. Wenn ich mir andre Cliquen so anschaue, wie die drauf sind und was die so treiben, bin ich noch gut dran. Gerade für Samstag Nacht. Das ist der beste Tag der Woche überhaupt. Da sollte man nicht vor der Glotze hocken und sich die Birne beim Fußball zukleistern. So wie Jerzy.
Dauernd versuch ich, ihn dazu zu bringen, was mit mir zu machen, wenigstens am Samstag.
Aber er hockt auf der Couch mit einer Dose Bier auf seinem Bauch (die steht da Eins A ohne jede Schieflage) und guckt Fußball. Für mich das ödeste Spiel der Welt, geht dauernd Null zu Null aus. Nix passiert. Alles steht sich nur im Weg rum, anderthalb qualvolle Stunden. Sie sollten zwei Bälle mehr auf das Spielfeld werfen, dann würd`s vielleicht interessanter. Und diese Abseitsfalle abschaffen, wegen der sie immer abpfeifen, wenn einer ein Tor schießen will. Die hab ich noch nie kapiert, aber Jerzy ist auch ein schlechter Erklärer.
Der Schiedsrichter pfeift und Jerzy rastet aus. „Ich schmeiß gleich mein Bier in den Fernseher!“, droht er.
Ich hole Luft. „Jerzy? Was machen wir heute Abend?“ Er hat Zeit für mich, Fußball ist nur nachmittags.
Er wendet den Blick nicht vom Bildschirm ab. „Wie, was geht ab? Wir machen einen drauf, Kleines!“
„So wie letzten Samstag, Jerzy?“ Meine Frage ist ironisch gemeint, aber wenn Jerzy Fernsehen guckt, merkt er nix. Wie ein Kaninchen starrt er auf den Torkeeper, der sich von rechts nach links und von links nach rechts wirft. Die Abwehr taugt nix, sagt er.
„Wo soll´s denn hingehen?“, fragt er. „Ich bin zu Petes Party eingeladen.“
Das ist ja was ganz Neues. Ich hab`s ihm von Pete ausgerichtet.
Er schlägt vor, dass ich ihn von der Stadt aus anrufen soll, um Zehn. Dann wüsste er Genaueres.
Seufzend telefoniere ich mit Maja und erzähl ihr, dass sich Jerzy wegen heute Abend noch nicht entschieden hat.
„Dieser Nachtwächter“, schimpft sie. Sie hat genau die gleiche Unterhaltung mit Diesel gehabt. Diesel sagt, dass er heut um Acht zu Matze muss, sein Rechner ist im Eimer. Bevor das nicht hingebogen ist, geht Diesel nirgendwo hin, Freundschaft ist Freundschaft.
„Also schön, und jetzt, Maja?“
Maja rechnet nach. „Ich glaube, dass halb Elf realistisch ist – zumindest was Diesel betrifft.“
„Okay. Jerzy gibt Parole um Zehn, das passt ja. Was machen wir bis dahin?“ Ich sah auf die Uhr. „Jetzt ist es Sechs.“
„Wollen wir `ne Cola trinken?“
„Okay, treffen wir uns an der Oranienburger Ecke Friedrich um Acht.“
Um viertel nach Sieben fahr ich los. Unterwegs schreibe ich Sabs ne SMS, dass ich mit Maja verabredet bin. Sabs simst zurück, dass sie in die andre Richtung mit dem Bus fährt. Zu Mikey nach Friedrichshain. Mikey hat Geburtstag. Ob ich´s vergessen habe.
Hab ich nicht. Der Idiot hat mich nicht eingeladen.
Genervt checke ich meine Mailbox. Trixi ist drauf, sie hat sich für Petes Party entschieden. Meine Mutter will wissen, was mit dem Mittagessen morgen ist, ob mein Bruder kommt. Frag ihn doch, antworte ich ihr.
Um viertel vor Neun ist Maja immer noch nicht da. Endlich ruft sie an: Ihre Mutter heult und sitzt in der Küche und will sich umbringen. Sie will später zu Pete kommen, dann ist bestimmt auch Diesel schon mal mit dem verdammten Rechner so weit und ich soll schon mal Sabs anrufen.
Gut, sage ich und denke: Der Abend läuft ja fantastisch.
Unsere Clique besteht aus 20 Leuten, also festen 20 Leuten. Eigentlich sind wir hundert, plusminus. Da gibt’s ne Menge elliptischer Umlaufbahnen (den Ausdruck hat Jerzy geprägt), die wieder unsere Bahn kreuzen. Wir haben keinen schlechten Schnitt in Berlin, aber Raum für Improvement gibt’s natürlich immer.
Weil ich noch Zeit habe, hole ich mir einen Kaffee und sondiere weiter das Terrain. Jana geht auf ein Konzert, ich soll mitkommen. „Die Musik macht mich nicht an“, sage ich zu ihr, „Deutschrap, nein danke.“ Nicht mein Lebensgefühl.
Ellyn turnt auf irgendeiner Sportveranstaltung rum. Ich tippe mir auf die Stirn: Turnen am Samstag. Wie blöd ist das denn? Ich möchte nicht wissen, welche Nase sich das ausgedacht hat. Wahrscheinlich so ein Sportvereinsfuzzi, der findet, dass Mädchen Nachts nicht auf die Straße gehören.
Toby und Daniel rufen an, sie sind auf dem Weg zum Türken, Döner essen, wollen später bei Pete vorbeischauen. Ich guck auf den Stadtplan: Der Döner ist am Ku`damm, mit der U-Bahn ist das in ner Viertelstunde zu machen. Ob ich dann weiter mit zu Pete geh, lass ich noch offen – kommt drauf an, was Jerzy sagt. Und ob Mikey mich noch zu seinem Scheißgeburtstag einlädt.
In der U-Bahn telefoniere ich mit ein paar Leuten, bei denen gestern noch nicht raus war, was sie vorhatten. Vanessa gibt ihr übliches Mal-sehn-was-sich-noch-ergibt zu Protokoll, Samira ihr Keine-Ahnung-ich-ruf-dich-später-noch-mal-an und Conny ihr Ich-schlaf-grad-mit-Tom-Momentchen-noch.
„Warum gehst du dann ran?“, keife ich.
Ein paar Minuten später bin ich bei Toby und Daniel im Döner. Sie essen Auberginen in Joghurtsoße und ich darf reindippen. Wir besprechen, was wir machen wollen und wer wohin will.
Ivan fällt aus, sagt Daniel, er ist nach Hiddensee gefahren. Keiner kann ihn da anrufen, er hat das Handy nicht mitgenommen (sagt sein Handy). Wir gehn den Rest durch: Michelle will auf die Konkurrenzparty, Marcus versus Pete. Michelle ist Petes Ex-Freundin und findet, dass ihr Marcus jetzt näher steht als Pete. Ist ´ne heikle Sache. Eigentlich müssten wir seine Party auch noch reinbauen in unseren Corso. Wir überlegen. Petes Party ist in Charlottenburg, Marcus` in Weißensee. Ein Teil von der Clique soll sich dahin aufteilen, der andre dorthin, und dann ein fliegender Wechsel um halb Eins.
Toby sagt, das kommt nicht in Frage, dass du allein mit der Bahn zu Marcus fährst (wegen Michelle), entweder wir fahren alle oder keiner.
„Oder wir bleiben in der Stadt und gehn in die Kalkscheune“, sagt Daniel.
„Oder das“, nickt Toby.
Mein Nachrichtenticker summt: Mikey lädt mich zu seiner Geburtstagsparty ein. Fünf Minuten, bevor sie anfängt. Dem werd ich eine reinhauen, wenn ich da bin, der hat sie wohl nicht mehr alle. Noch ein Summen: Timo fragt, ob er nen Abstecher zu Pete machen soll, er ist gerade in der Nähe. Und wer sonst noch bei Pete ist?
Keiner ist bei Pete. Das sag ich ihm aber nicht, sonst springt er ab. Ich lüg ihm vor, dass wir alle schon auf dem Weg zu ihm sind, und dass Jerzy auch kommt und Maja schon da ist. Timo ist ein schwieriger Fall, da muss man aufpassen, der geht ratzfatz zur andren Clique über, wenn man ihn nicht bei Laune hält. Partytrittbrettfahrer nennt man sowas. Das fehlt noch, dass der uns dieses Wochenende abspringt.
Unser System funktioniert nur, wenn alle gleichzeitig in Aktion treten. Wenn heute Abend also gleichzeitig Majas Mutter aufhört zu heulen, Matzes Rechner funktioniert (damit Diesel weg kann), Jerzys Fußball oder was er in der Zwischenzeit guckt, vorbei ist und Jana und Samira sich entschieden haben, zu Pete zu kommen. Und Conny mit Tom durch ist. Letzten Samstag beispielsweise hat`s nicht geklappt. Wir haben lauter Anfängerfehler gemacht. Erst gab´s zu viele Zusagen, dann zu viele Absagen und schließlich kein Zurückrufen. Am Ende ist jeder von uns in einem anderen Teil der Stadt verreckt, ohne dass was Gescheites abgegangen wäre.
Manchmal denke ich, man könnt sich auch einfach so verabreden, so ganz verbindlich und so. So wie es mir meine Mutter erzählt. Aber das hat zu viele Nachteile, glaub ich. Am Ende hängen wir alle bei Marcus auf der Party rum und die ist nix und die von Pete ist viel abgefahrener und dann haben wir alle ein Sackgassenabend.
Es soll ja bald Handys geben, die einen auf dem Stadtplan abbilden, wenn man zusammen telefoniert. Wir werden dann lauter so kleine Leuchtpunkte sein – mitten in der City. Ich stell mir das aufregend vor.
„Also was ist jetzt, Jerzy“, telefoniere ich, „es ist Zehn!“
„Ich bleib hier!“, knatscht Jerzy mit Erdnussflips im Mund (er ernährt sich von dem Zeug), „jetzt kommt Boxen.“
Gott, wie ich das hasse.
„Und was mach ich?“, frage ich.
Keine Antwort, seine Augen kleben wahrscheinlich am Bildschirm.
Also bin ich zu ihm zurückgefahren, Boxen gucken. Ein genialer Abend. Diesel war auch da, er probierte was Externes von Jerzys Rechner aus.
Nächsten Samstag muss alles anders werden. Sag ich zu Jerzy.
„Nächsten Samstag?“ Jerzy nimmt mich in den Arm und schaut mich liebevoll an. „Hast du irgendwelche Vorschläge?“
Keep in touch
Ich hab Glück mit meinen Leuten. Wenn ich mir andre Cliquen so anschaue, wie die drauf sind und was die so treiben, bin ich noch gut dran. Gerade für Samstag Nacht. Das ist der beste Tag der Woche überhaupt. Da sollte man nicht vor der Glotze hocken und sich die Birne beim Fußball zukleistern. So wie Jerzy.
Dauernd versuch ich, ihn dazu zu bringen, was mit mir zu machen, wenigstens am Samstag.
Aber er hockt auf der Couch mit einer Dose Bier auf seinem Bauch (die steht da Eins A ohne jede Schieflage) und guckt Fußball. Für mich das ödeste Spiel der Welt, geht dauernd Null zu Null aus. Nix passiert. Alles steht sich nur im Weg rum, anderthalb qualvolle Stunden. Sie sollten zwei Bälle mehr auf das Spielfeld werfen, dann würd`s vielleicht interessanter. Und diese Abseitsfalle abschaffen, wegen der sie immer abpfeifen, wenn einer ein Tor schießen will. Die hab ich noch nie kapiert, aber Jerzy ist auch ein schlechter Erklärer.
Der Schiedsrichter pfeift und Jerzy rastet aus. „Ich schmeiß gleich mein Bier in den Fernseher!“, droht er.
Ich hole Luft. „Jerzy? Was machen wir heute Abend?“ Er hat Zeit für mich, Fußball ist nur nachmittags.
Er wendet den Blick nicht vom Bildschirm ab. „Wie, was geht ab? Wir machen einen drauf, Kleines!“
„So wie letzten Samstag, Jerzy?“ Meine Frage ist ironisch gemeint, aber wenn Jerzy Fernsehen guckt, merkt er nix. Wie ein Kaninchen starrt er auf den Torkeeper, der sich von rechts nach links und von links nach rechts wirft. Die Abwehr taugt nix, sagt er.
„Wo soll´s denn hingehen?“, fragt er. „Ich bin zu Petes Party eingeladen.“
Das ist ja was ganz Neues. Ich hab`s ihm von Pete ausgerichtet.
Er schlägt vor, dass ich ihn von der Stadt aus anrufen soll, um Zehn. Dann wüsste er Genaueres.
Seufzend telefoniere ich mit Maja und erzähl ihr, dass sich Jerzy wegen heute Abend noch nicht entschieden hat.
„Dieser Nachtwächter“, schimpft sie. Sie hat genau die gleiche Unterhaltung mit Diesel gehabt. Diesel sagt, dass er heut um Acht zu Matze muss, sein Rechner ist im Eimer. Bevor das nicht hingebogen ist, geht Diesel nirgendwo hin, Freundschaft ist Freundschaft.
„Also schön, und jetzt, Maja?“
Maja rechnet nach. „Ich glaube, dass halb Elf realistisch ist – zumindest was Diesel betrifft.“
„Okay. Jerzy gibt Parole um Zehn, das passt ja. Was machen wir bis dahin?“ Ich sah auf die Uhr. „Jetzt ist es Sechs.“
„Wollen wir `ne Cola trinken?“
„Okay, treffen wir uns an der Oranienburger Ecke Friedrich um Acht.“
Um viertel nach Sieben fahr ich los. Unterwegs schreibe ich Sabs ne SMS, dass ich mit Maja verabredet bin. Sabs simst zurück, dass sie in die andre Richtung mit dem Bus fährt. Zu Mikey nach Friedrichshain. Mikey hat Geburtstag. Ob ich´s vergessen habe.
Hab ich nicht. Der Idiot hat mich nicht eingeladen.
Genervt checke ich meine Mailbox. Trixi ist drauf, sie hat sich für Petes Party entschieden. Meine Mutter will wissen, was mit dem Mittagessen morgen ist, ob mein Bruder kommt. Frag ihn doch, antworte ich ihr.
Um viertel vor Neun ist Maja immer noch nicht da. Endlich ruft sie an: Ihre Mutter heult und sitzt in der Küche und will sich umbringen. Sie will später zu Pete kommen, dann ist bestimmt auch Diesel schon mal mit dem verdammten Rechner so weit und ich soll schon mal Sabs anrufen.
Gut, sage ich und denke: Der Abend läuft ja fantastisch.
Unsere Clique besteht aus 20 Leuten, also festen 20 Leuten. Eigentlich sind wir hundert, plusminus. Da gibt’s ne Menge elliptischer Umlaufbahnen (den Ausdruck hat Jerzy geprägt), die wieder unsere Bahn kreuzen. Wir haben keinen schlechten Schnitt in Berlin, aber Raum für Improvement gibt’s natürlich immer.
Weil ich noch Zeit habe, hole ich mir einen Kaffee und sondiere weiter das Terrain. Jana geht auf ein Konzert, ich soll mitkommen. „Die Musik macht mich nicht an“, sage ich zu ihr, „Deutschrap, nein danke.“ Nicht mein Lebensgefühl.
Ellyn turnt auf irgendeiner Sportveranstaltung rum. Ich tippe mir auf die Stirn: Turnen am Samstag. Wie blöd ist das denn? Ich möchte nicht wissen, welche Nase sich das ausgedacht hat. Wahrscheinlich so ein Sportvereinsfuzzi, der findet, dass Mädchen Nachts nicht auf die Straße gehören.
Toby und Daniel rufen an, sie sind auf dem Weg zum Türken, Döner essen, wollen später bei Pete vorbeischauen. Ich guck auf den Stadtplan: Der Döner ist am Ku`damm, mit der U-Bahn ist das in ner Viertelstunde zu machen. Ob ich dann weiter mit zu Pete geh, lass ich noch offen – kommt drauf an, was Jerzy sagt. Und ob Mikey mich noch zu seinem Scheißgeburtstag einlädt.
In der U-Bahn telefoniere ich mit ein paar Leuten, bei denen gestern noch nicht raus war, was sie vorhatten. Vanessa gibt ihr übliches Mal-sehn-was-sich-noch-ergibt zu Protokoll, Samira ihr Keine-Ahnung-ich-ruf-dich-später-noch-mal-an und Conny ihr Ich-schlaf-grad-mit-Tom-Momentchen-noch.
„Warum gehst du dann ran?“, keife ich.
Ein paar Minuten später bin ich bei Toby und Daniel im Döner. Sie essen Auberginen in Joghurtsoße und ich darf reindippen. Wir besprechen, was wir machen wollen und wer wohin will.
Ivan fällt aus, sagt Daniel, er ist nach Hiddensee gefahren. Keiner kann ihn da anrufen, er hat das Handy nicht mitgenommen (sagt sein Handy). Wir gehn den Rest durch: Michelle will auf die Konkurrenzparty, Marcus versus Pete. Michelle ist Petes Ex-Freundin und findet, dass ihr Marcus jetzt näher steht als Pete. Ist ´ne heikle Sache. Eigentlich müssten wir seine Party auch noch reinbauen in unseren Corso. Wir überlegen. Petes Party ist in Charlottenburg, Marcus` in Weißensee. Ein Teil von der Clique soll sich dahin aufteilen, der andre dorthin, und dann ein fliegender Wechsel um halb Eins.
Toby sagt, das kommt nicht in Frage, dass du allein mit der Bahn zu Marcus fährst (wegen Michelle), entweder wir fahren alle oder keiner.
„Oder wir bleiben in der Stadt und gehn in die Kalkscheune“, sagt Daniel.
„Oder das“, nickt Toby.
Mein Nachrichtenticker summt: Mikey lädt mich zu seiner Geburtstagsparty ein. Fünf Minuten, bevor sie anfängt. Dem werd ich eine reinhauen, wenn ich da bin, der hat sie wohl nicht mehr alle. Noch ein Summen: Timo fragt, ob er nen Abstecher zu Pete machen soll, er ist gerade in der Nähe. Und wer sonst noch bei Pete ist?
Keiner ist bei Pete. Das sag ich ihm aber nicht, sonst springt er ab. Ich lüg ihm vor, dass wir alle schon auf dem Weg zu ihm sind, und dass Jerzy auch kommt und Maja schon da ist. Timo ist ein schwieriger Fall, da muss man aufpassen, der geht ratzfatz zur andren Clique über, wenn man ihn nicht bei Laune hält. Partytrittbrettfahrer nennt man sowas. Das fehlt noch, dass der uns dieses Wochenende abspringt.
Unser System funktioniert nur, wenn alle gleichzeitig in Aktion treten. Wenn heute Abend also gleichzeitig Majas Mutter aufhört zu heulen, Matzes Rechner funktioniert (damit Diesel weg kann), Jerzys Fußball oder was er in der Zwischenzeit guckt, vorbei ist und Jana und Samira sich entschieden haben, zu Pete zu kommen. Und Conny mit Tom durch ist. Letzten Samstag beispielsweise hat`s nicht geklappt. Wir haben lauter Anfängerfehler gemacht. Erst gab´s zu viele Zusagen, dann zu viele Absagen und schließlich kein Zurückrufen. Am Ende ist jeder von uns in einem anderen Teil der Stadt verreckt, ohne dass was Gescheites abgegangen wäre.
Manchmal denke ich, man könnt sich auch einfach so verabreden, so ganz verbindlich und so. So wie es mir meine Mutter erzählt. Aber das hat zu viele Nachteile, glaub ich. Am Ende hängen wir alle bei Marcus auf der Party rum und die ist nix und die von Pete ist viel abgefahrener und dann haben wir alle ein Sackgassenabend.
Es soll ja bald Handys geben, die einen auf dem Stadtplan abbilden, wenn man zusammen telefoniert. Wir werden dann lauter so kleine Leuchtpunkte sein – mitten in der City. Ich stell mir das aufregend vor.
„Also was ist jetzt, Jerzy“, telefoniere ich, „es ist Zehn!“
„Ich bleib hier!“, knatscht Jerzy mit Erdnussflips im Mund (er ernährt sich von dem Zeug), „jetzt kommt Boxen.“
Gott, wie ich das hasse.
„Und was mach ich?“, frage ich.
Keine Antwort, seine Augen kleben wahrscheinlich am Bildschirm.
Also bin ich zu ihm zurückgefahren, Boxen gucken. Ein genialer Abend. Diesel war auch da, er probierte was Externes von Jerzys Rechner aus.
Nächsten Samstag muss alles anders werden. Sag ich zu Jerzy.
„Nächsten Samstag?“ Jerzy nimmt mich in den Arm und schaut mich liebevoll an. „Hast du irgendwelche Vorschläge?“
Anobella - 1. Apr, 15:27