...
Suse war mit dem Essen fertig und legte ihr Besteck zur Seite. Er fragte sie, ob es ihr geschmeckt hatte. Auch dazu hatte sie keine Meinung, er sah es ihrem Gesicht an. Sie aß, was auf den Tisch kam. Er wartete die ganze Zeit auf ein Lob, weil es das Natürlichste von der Welt war, für ein gekochtes Essen gelobt zu werden.
„Sehr gut.“
Da war kaum Intonation gewesen in dem Sehr gut. Kein Erfragen der Zutaten, der Zubereitungsweise, der Herkunft der Lebensmittel. Sie schien gar nichts zu schmecken. Obwohl es Walter ein Rätsel war, wie man schwarze Oliven in Hackfleisch nicht schmecken konnte. Übrigens ein sehr schöner farblicher Kontrast zu den getrockneten Tomaten.
Walter zuckte mit den Schultern.
Sie sah auf die Uhr. „Wie ist es, soll ich hier übernachten? Sonst muss ich langsam los.“
Ihm war nicht danach, dass sie blieb. Er hatte keine Lust auf Sex mit ihr. Sollten andere doch erotische Lust empfinden, wenn ihnen gegenüber ein Gesicht wie eine Sperrholzplatte saß.
Er sagte, dass er noch was durcharbeiten musste. In ihrem Blick sah er Unwillen und die unausgesprochene Frage, wieso sie den weiten Weg von Hanau zu ihm in die Innenstadt gemacht hatte, wenn sie nicht dableiben sollte. Walter war der Blick völlig egal. Sie hatte ihm nicht zugehört in einer wichtigen Sache, warum also sollte er ihr jetzt einen Gefallen tun? Er dachte daran, wie ihm sein Freund Ulrich letztens gesagt hatte, sie wären ein furchtbares Paar. „Nimms mir nicht übel, Walter“, hatte er am Telefon gesagt, „aber es wäre mir lieber, wenn du Suse am Samstag zu meinem Geburtstag nicht mitbringen würdest. Sie ist wie ein schwarzes Loch am Tisch. Sagt nie was. Entweder eine Unterhaltung kommt gegen sie zustande oder man übersieht sie einfach. Das ist beides unproduktiv. Dauernd ihr gelangweiltes Gesicht.“
Walter wusste, was Ulrich meinte. Ihn selbst störte es auch. Er musste sich ständig bei ihr rückversichern, ob es ihr gefiel und ihrem Blick nach zu urteilen, gefiel es ihr nicht. Sie versteinerte in Gesellschaft. Hatte keinen Sinn für Ironie, nahm für bare Münze, was an Scherzen um den Tisch ging.
„Nimms mir nicht übel“, hatte er Ulrichs Worte weiterkolportiert, „aber ich würde gern allein zu seinem Geburtstag am Samstag gehen. Du kannst sowieso mit den Leuten nichts anfangen.“
Große Augen. Sie sagte zwar nichts bei seinen Freunden, aber dabei sein wollte sie schon immer.
Das war sein Thema dieses Jahr, überlegte Walter: unproduktive Beziehungen. Er war von vielen Leuten umgeben, die ihn in seiner Entwicklung bremsten statt förderten.
„Sehr gut.“
Da war kaum Intonation gewesen in dem Sehr gut. Kein Erfragen der Zutaten, der Zubereitungsweise, der Herkunft der Lebensmittel. Sie schien gar nichts zu schmecken. Obwohl es Walter ein Rätsel war, wie man schwarze Oliven in Hackfleisch nicht schmecken konnte. Übrigens ein sehr schöner farblicher Kontrast zu den getrockneten Tomaten.
Walter zuckte mit den Schultern.
Sie sah auf die Uhr. „Wie ist es, soll ich hier übernachten? Sonst muss ich langsam los.“
Ihm war nicht danach, dass sie blieb. Er hatte keine Lust auf Sex mit ihr. Sollten andere doch erotische Lust empfinden, wenn ihnen gegenüber ein Gesicht wie eine Sperrholzplatte saß.
Er sagte, dass er noch was durcharbeiten musste. In ihrem Blick sah er Unwillen und die unausgesprochene Frage, wieso sie den weiten Weg von Hanau zu ihm in die Innenstadt gemacht hatte, wenn sie nicht dableiben sollte. Walter war der Blick völlig egal. Sie hatte ihm nicht zugehört in einer wichtigen Sache, warum also sollte er ihr jetzt einen Gefallen tun? Er dachte daran, wie ihm sein Freund Ulrich letztens gesagt hatte, sie wären ein furchtbares Paar. „Nimms mir nicht übel, Walter“, hatte er am Telefon gesagt, „aber es wäre mir lieber, wenn du Suse am Samstag zu meinem Geburtstag nicht mitbringen würdest. Sie ist wie ein schwarzes Loch am Tisch. Sagt nie was. Entweder eine Unterhaltung kommt gegen sie zustande oder man übersieht sie einfach. Das ist beides unproduktiv. Dauernd ihr gelangweiltes Gesicht.“
Walter wusste, was Ulrich meinte. Ihn selbst störte es auch. Er musste sich ständig bei ihr rückversichern, ob es ihr gefiel und ihrem Blick nach zu urteilen, gefiel es ihr nicht. Sie versteinerte in Gesellschaft. Hatte keinen Sinn für Ironie, nahm für bare Münze, was an Scherzen um den Tisch ging.
„Nimms mir nicht übel“, hatte er Ulrichs Worte weiterkolportiert, „aber ich würde gern allein zu seinem Geburtstag am Samstag gehen. Du kannst sowieso mit den Leuten nichts anfangen.“
Große Augen. Sie sagte zwar nichts bei seinen Freunden, aber dabei sein wollte sie schon immer.
Das war sein Thema dieses Jahr, überlegte Walter: unproduktive Beziehungen. Er war von vielen Leuten umgeben, die ihn in seiner Entwicklung bremsten statt förderten.
Anobella - 13. Jan, 13:11
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